Terrified...

 What´s going on? Where am I?

 

Der Businessman-Boogie


Jetzt sitze ich gerade hier, am Flughafen von Istanbul, an dem ich zum letzten Mal an der Abi-Abschlussfahrt war und habe eine Ecke gefunden in der neben einem Loch in der Wand auch eine passende Steckdose ist und mit dem W-Lan bin ich damit im Internet.

Neben mir ragt eine riesige, leuchtende Reklametafel auf, die ihr blaues Licht über mich ergießt, etwas weiter vorn sitzen zwei Inder ebenfalls am Boden und diskutieren, ihre Laptops im Schoß. Dahinter ist dann noch die SKY-Loung, in der man vermutlich sogar an Tischen sitzen könnte, aber Mitglied sein muss.

So fühlt man sich also als Businessman, mit ständiger Connectivity und unendlicher Erreichbarkeit. Das muss man wohl einmal selbst erlebt haben, diese eigenartige Situation, in welcher der Unterschied, ob ich hier oder am heimischen Schreibtisch sitze wirklich nur noch darin besteht, dass ich am harten Boden sitzen muss.

In ein paar Stunden geht es dann weiter nach Addis Abeba, meiner entgültigen Destination. Aber davor muss ich noch etwas arbeiten, bin ja ein Businessman, damit ich morgen dann auch was zum vorstellen habe.

Mehr mich aber noch während diesem besonderen Feeling erwischen möchte, das kein beschwingter Jive und kein melancholischer Rumba ist, sonder eher ein lässiger Boogie, der kann mich erreichen. Schließlich hänge ich am Netz...


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Man ist ja wieder da...


Seit ich zurueckkehrte ins heimische Nest habe ich es noch nicht wieder fuer noetig befunden, mich wieder auf dieser digitalen Schiefertafel zu verewigen, aber wer beschliesst denn eigentlich, dass die geistigen Erguesse nur dann von Interesse sind, wenn sich ihr Urheber tausende von Kilometern weg vom Lesenden befindet (wobei das Internet ja gerade ohnehin immer ueberall gleichzeitig ist...) und diese damit zu locken versucht, indem er ihnen das Neueste aus dem Bereich des Unbekannten liefert.

Und da dies also nicht beschlossene Sache ist, beschliesse ich nun, mich dennoch zu verbreiten und man merkt schon dass dies eine langwierige Angelegenheit werden kann...

Was nun also an erzaehlenswert Geschehenem aufzuzaehlen waere ist die vorzuegliche (und ueberaus kreative) Verkleidung als japanischer Augenmann zu Halloween. Japanisch deswegen, weil ich trotz gewisser Kuehle ein japanisches Sommergewand dazu trage und Augenmann, weil eben ueberall Augen vom Hut haengen und aufs Gesicht ein grosses draufgemalt ist, wenngleich mancher Banause behaupten wollte, es saehe aus wie eine Zielscheibe. Aber schliesslich liegt das Besondere der Kreativitaet auch in ihrer Deutungsvielfalt und so wollen wir niemandem boese sein.

Dann war da noch der Handbruch, hier nur perifer zu erkennen, weil die Linke mit der Waffe der Schreiber erhoben ist um mit der schwarzen Tinte einen schwarzen Tiger aufs Blatt zu bannen, dem Zeichen des kommenden Jahres laut chinesischem Kalender. Die rechte ist jedoch demuetig zurueckgenommen und man erkennt nur den hellblauen Rand des hochmodernen "Plastikgibses", wie sie ihn nennen, und der dort bis zu Weihnachten verharren wird und den ich dann als schoenstes und ueberaus unerwartetetes Hoehepunktgeschenk auspacken darf und nachschauen, ob noch oder wieder alles ist wie es sein soll.

Nach diesen beiden ueberaus unvermittelten Eindruecken bleibt noch etwas zur Rueckkehr zu sagen, ueber das Deutschland, was mich hier empfangen hat, anders als es vorher war, weil ich mich geaendert habe. Naemlich das es mich ein wenig befremdet, die Zeit zaeh zu rinnen scheint, ohne zu stoppen, dass das offene Ende, welches mich mit seinen offenen Armen und Ausgaengen erneut umfangen hat, mich fuehlen laesst wie ein treibender Korken mit verbundenen Augen, die er natuerlich nicht hat. Und was bleibt mir da, als eben die (ebenfalls nicht vorhandenen) Arme auszustrecken und trotz lahmem Arm aus aller Kraft weiterzupaddeln und mir dabei ueberzeugt selbst ins Ohr saeuseln, dass ist es, wo ich hin wollte.

Und weiter gehts...


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Aus die Maus


Morgen ziehe ich aus!

Damit ist dann ein Jahr Japan quasi beendet. Streng genommen nicht, weil ich vor Heimkehr noch einen Monat durchs Land (und das angrenzende Korea) trudele, bevor es wirklich in die (bzw. wenigstens meine) Heimat geht.

Seit letztem Freitag sind quasi jeden Abend irgendwelche Abschiedsfeiern, sowohl auf Seiten von Uni-Freunden als auch bei Yuko. Die meinte letztens schon, sie ist kaum mehr traurig, hat sich schon an das Abschiednehmen gewoehnt. Ich bin auch nicht wirklich traurig, aber etwas benommen. Irgendwie war das Ende ein bisschen wie ein Schock, obwohl erwartet doch unerwartet ploetzlich. So ist das aber vermutlich mit derlei Enden.

Marisa, die Singapuriannerin der Klasse meinte zum Abschluss, jetzt gehen wieder alle ihre getrennten Wege. Darunter ich nach Deutschland zurueck und Yuko hinterher. Ich weiss noch nicht, was ich damit anfangen soll. Marisa meinte ausserdem, sie zaehle schon die Stunden bis zur Heimkehr, wenn sie endlich Familie und Freunde wiedersehen wird.

Nun freue ich mich darauf durchaus auch. Aber ich befuerchte zugleich, dass ich nicht genau weiss, wie ich wieder in den Ablauf daheim reinfinden soll. Und ausserdem bin ich ein Kontaktschwein. Ich glaube zwar nicht, dass mich alle einfach abgeschrieben haben, zumindest die guten unter den Kumpanen. Na, vielleicht sollte ich mir nicht zu viele Sorgen machen. Kurzum, jetzt muss ich wieder zurueck in eine Welt, in der ich kein eindeutiges Ziel vor Augen habe, in der ich wieder ein gelockter Blondschopf unter vielen bin, in der ich weder Wohnung noch Nebenjob habe, eine Welt, in der es in letzter Zeit so wirkt (mein Deutschlandbild wird zur Zeit hauptsaechlich vom Internet-Spiegel gepraegt), als wenn nur ehrgeizige Wirtschaftsstudenten einen Job bekommen und zur Zeit nicht mal die...

Nein, Halt! Jetzt wirds zu dramatisch. Also es gibt da kurzum ein paar Aengste, die vorher schon da waren, ein paar, die ich jetzt erneut spuere usw. Aber was gibt es schon, was man nicht schaffen koennte, erstrecht zu zweit....

Ich hoffe sehr, dass es jemanden gibt, der sich darueber freut das ich zurueckkomme. Es reicht mir aber durchaus, wenn dieser jemand mir, wenn ersie mich sieht ein herzliches "Jakob altes Haus, wie laeufts!?" entgegen wirft und wir uns ueber unsere Leben in der letzten Zeit etwas austauschen. Ich werde vermutlich nicht alle gleich zu Gesicht bekommen, aber ab 5.10.2009 bin ich wieder in Deutschland und es wuerde mich freuen, euch zu treffen. Auch wenn es jetzt zeitweilig vielleicht nicht so geklungen haben mag...


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Fotos nachtraeglich


Da ich jetzt mal dazu gekommen bin kommen jetzt noch ein paar Fotos zu dem letzten Eintrag, um diesen noch etwas grafisch zu unterstuetzen...

Das waren die Kollegen auf "Feldforschung", in dem Fall bei einem Nachtspaziergang um das Camp herum. Besondere Ereignisse waren ein Spinnennetz und kein Wildschwein (ein warnendes Schild war am Eingang angebracht gewesen...) Waehrend der gleichen Forschung hatten wir ausserdem wie beschrieben Moeglichkeit Kanu zu fahren. Spassig! Nach Rueckkehr dann Geburtstag zu Hause, mit dem Bier von Muttern, aus den extra dafuer gekauften Glaesern... Etwas springend und vielleicht verwirrend folgt dann ein Foto von einem der Discobusse, wie sie auf dem Strassenfest in Shikoku zu sehen waren. In diesem Fall die Pimp Variante, aber es gab noch eine Menge andere... Um das Bild zu ergaenzen auch noch ein Foto der Taenzergruppen. Diese jetzt im eher traditionellen Stil. (also nicht zu vorigem Bus gehoerend...) Zum Abschluss noch ein Foto vom Hausschrein der Grossmutter Yukos (muetterlicherseits) nachdem er geschmueckt wurde. Die grossen Lampen rechts und links werden nur waehrend dieser Saison ausgepackt, damit die Geister den Weg zurueck finden. Auf dem Foto noch nicht zu sehen sind die Blumen und Obstgaben, die noch dazukommen. Bei jedem Besuch wird nach Begruessung der (noch lebenden) Grossmutter am Schrein der (schon tote) Grossvater begruesst.
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Viel Text ohne Fotos


In letzter Zeit schreibe ich kaum mehr ins Blog. Hab ich mir gedacht und wurde mir auch von einigen Seiten gefluestert. Stimmt. Deswegen schreib ich jetzt einfach mal auch wenn ich den Text leider nicht mit Fotos auflockern kann.

Tatsaechlich ist das Auslandsjahr bald vorbei. Die Uni ist offiziell seit Ende letzten Monats vorbei. Bleiben noch Abschlussreferat und -bericht, die Ende diesen Monats fertig sein muessen. Damit wird der einjaehrige Aufenthalt unitechnisch abgerundet. Die meisten anderen Klassenkollegen fliegen auch am Tag darauf, 1. oder 2. September in ihre jeweilige Heimat zurueck. Nicht so ich!

Aber zunaechst der Reihenfolge nach. Nachdem die Uni also vorbei war ging es zuerst auf eine Feldforschung in Minamata. Das war ein Projekt eines hierigen Ethnologieprofessors, der mir erlaubte teilzunehmen, obwohl ich nur fuer ein halbes Jahr da bin (die zweite Haelfte des Projektes beginnt jetzt...).

D.h. es waren ausser mir nur japanische Studenten, insgesamt etwa 30 die sich in ein kleines Dorf suedlich meines gegenwaertigen Aufenthaltsortes begaben. Minamata war bis in die 70er Jahre Schauort einer der extremsten Umweltverschmutzungen Japans durch eine Chemiefabrik, die grosse Menge Quecksilber ins Meerwasser entliess und so eine Schwermetallvergiftung von 10000en von Menschen verursachte. Die Katastrophe steht symbolisch fuer Japans zeitweilig ruecksichtslosen Drang auf Fortschritt. Das Chemiekraftwerk existiert auch heute noch und schliesst in einigen Sektoren 25% des Weltmarkts ein.

Jedenfalls sind wir diesmal dorthin, um uns das Alltagsleben der gegenwaertig dort lebenden anzuschauen. Der Fokus war also ausdruecklich nicht die Krankheit, die aber natuerlich in verschiedenen Bereichen zu Tage trat. In kleinen Grueppchen oder alleine wurde dann ausgeschwaermt und mit den Menschen geredet, am Abend das gesammelte Material gemeinsam diskutiert. In der zweiten Haelfte des Projektes sollen dann die Notizen aller Teilnehmer zusammengefasst werde und ein Bericht draus werden.

Das war sehr spannend, vor allem, weil ich mich auf der Rueckfahrt noch sehr ausfuehrlich mit dem Lehrer unterhielt, der mir ueber seine verschiedenen Bedenken bezueglich der gesammelten Information erzaehlte. Er hatte sich naemlich den Ort nicht ausgesucht, weil es interessant aussah und sich gut als Teststation fuer seine Studenten anbot, sondern hatte durchaus Plaene, wie es danach weitergehen sollte und enge Kontakte mit Vertretern verschiedener Seiten geknuepft. Zum ersten Mal hatte ich das Gefuehl, an einer richtigen ethnologischen Forschung teilzuhaben UND danach auch ein wenig zu verstehen, wozu das nuetzlich sein kann. Der Professor hat mich sehr beeindruckt.

Nachdem ich wieder zurueck war ging es gleich zu Yuko, die mich zum Geburtstag an einen Strand in der Naehe fuhr. Der war nur 15 Minuten weg, aber wirklich wie im Bilderbuch. Und weil es Freitag war auch nicht besonders belebt. Zu Mittag gab es den Monstereisbecher zu zweit (davon gibt es ein Foto...), nach dem uns richtig schlecht war. Der Abend wurde gemuetlich zu dritt mit Yukos Mutti verbracht. Der ihr Geschenk war ein Karton mit gutem japanischem Bier (ja, sowas gibt es).

Am naechsten Tag ging es dann nach Shikoku, quasi die Nachbarinsel von Kyushu. Dort wohnt die Tante von Yuko plus Familie, die wir besuchen gingen. Dafuer benutzten wir ein Sonderticket, mit dem man sehr sehr billig mit dem Zug fahren kann, aber dafuer nur lokale Zuege benutzen darf, weswegen wir insgesamt 14 Std. unterwegs waren. (mit dem Schnellzug sind es ca. 4 oder 5). Die Tochter der Tante, also Yukos Cousine hat vor ca. 2 Wochen ihr Baby bekommen, das wir besichtigen gingen. War wirklich noch ganz klein, aber sehr ruhig und mit wachen Augen. Am naechsten Tag ging es in die Stadt, weil dort zu dem Zeitpunkt ein grosses Strassenfest im Gange war. (jaja, das haben wir alles so geplant...). Dabei fuhren Trucks durch die Strassen, die ordentlich dekoriert waren und hinten mit riesigen Lautsprechern bestueckt und so die Strassen beschallend einherrollten. Vermutlich aehnlich der Loveparade. Dahinter folgten die zugehoerigen Tanzgruppen, die dazu passend Gruppentaenze auffuehrten. Interessant war, dass es sehr traditionelle Gruppen gab, die klassisch altjapanische Gewaender trugen und auch zu entsprechender Musik tanzten, aber eben auch solche, die beinharten Pop auflegten und dazu eine Art HipHop-Tanz vorfuehrten. Dazu gab es zum Beispiel eine Gruppe a la Carnival da Rio de Janeiro usw. Es war jedenfalls ein buntes Spektakel, welches am Anfang durch Taifoonregen bedroht schien, aber dann doch gutes Wetter hatte. Am Abend ging es in die Bar des Ehemanns der Cousine (also des vorig erwaehnten Babys Vater). Chic und lecker, vermutlich mit stolzen Preisen, aber wir wurden eingeladen.

Wiederum am naechsten Tag ging es auf eine Bustour in die Umgebung. Shikoku hat wirklich eine tolle Natur. Fuer Menschen ist es dort sehr unpraktisch zu wohnen, weil es praktisch keine geraden Flaechen gibt. Das ist zwar in Japan ueberall ein Problem, aber dort ist es extrem. Deswegen ist es auch jetzt noch spaerlich besiedelt und die Natur entsprechend ueberwaeltigend. Mit dem Touribus ging es dann also die geschlaengelten Strassen entlang, wobei der Tourguide, eine energievolle Dame in ihren 40ern, ohne Pause und fast ohne Atem zu holen das gesehene erklaerte. (wie gesagt, da war hauptsaechlich Natur, aber sie hatte trotzdem immer was zu erzaehlen...) Hoehepunkt war eine restaurierte Haengebruecke aus Lianen (heutzutage verstaerkt durch Stahlseile), ueber die man einmal drueber marschieren durfte. Wegen der vielen Leute war es nicht erlaubt, nochmal zurueck zu laufen. Auf dem Rueckweg der Tour erklaerte die Reisefuehrerin dann ploetzlich, dass sie jetzt ein Folkslied aus der Gegend vorstellen wuerde und kurz darauf legte sie voll los ins Busmikrofon. Da war ich erstmal total sprachlos-ueberwaeltigt. Sehr beeindruckender Abschluss... (absichtlich ohne weitere Bewertung...)

Zurueck ging es auch wieder 14 Std. im Zug. Und jetzt sind wir wieder bei Yuko zu Hause. Jetzt ist Geisterstunde. Vom 13. bis 15. August kehren die Geister der Ahnen zurueck, weshalb die Graeber gereinigt und mit Blumen bestueckt werden, zu Hause die Hausschreine mit Gaben bestueckt werden und in der Nacht mit ohrenbetaeubendem Laerm Feuerwerke in die Nacht geschossen werden. Den gestrigen Tag verbrachten wir bei der Grossmutter muetterlicherseits mit den entsprechenden Vorbereitungen, heute ist der Opa der Gegenseite dran. Kurzum, es ist Familienzeit.

Danach werde ich dann noch etwa 10 Tage Zeit haben, die oben erwaehnten Sachen zu Ende zu bringen, bevor es dann in den letzten Monat geht. Der ist dann wirklich nur noch fuer reisen reserviert, bevor es ins bestimmt mindestens 20 Grad kaeltere Deutschland zurueckgeht...

So long...


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Japanische Pauken


Am letzten Samstag war es endlich soweit. Mein grosser Aufritt, dafuer hatte ich ueber drei Monate geschwitzt und geuebt: der oeffentliche Auftritt mit meiner Trommelgruppe. Hier beginnt der direkte Weg zum Starruhm, als erster blonder Trommler mit Engelsloeckchen.

Nun aber genug des Eigenlobes, bevor vollends alle Leser vertrieben sind. Tatsaechlich handelte es sich um die Eroeffnungsfeier eines Buergerzentrums und wir wurden gebeten dort zu trommeln. Angefangen hatte ich mit dem Training, nachdem ich die Gruppe im Internet gefunden hatte. Das war immer sehr locker und nachdem das Training zu Ende war ging es meistens noch in die nahegelegene Stammkneipe, wo der Wirt schon mit einer Flasche des beliebtesten Brandes wartete. Das war mir dann machmal auch zuviel, aber immer eine Gaudi. Das dies dann sogar in einem oeffentlichen Auftritt gipfelte fand ich natuerlich auch nicht schlecht, ich machte dann im Vorfeld ordentlich publicity unter meinen Mitstudenten, von denen sich immerhin ca. 10 Stueck Samstag Mittag unter brennendem Himmel dorthin bemuehten.

Das Trommelspiel selbst war schnell zu Ende und lief auch ganz gut, auch wenn mir in den letzten paar Takten der eine Schlegel davon sausste. Danach luden uns dann die dortigen Tonangebenden alle (inklusive der eigentlich ja unbeteiligten anderen Austauschstudenten, die nur gekommen waren, um mich zu sehen...) zum Mittagessen und Bier trinken ein und waren vermutlich hochzufrieden, eine solch internationale Truppe bei sich im Haus zu haben. (zugegen waren folgende Nationen: Japan, Korea, Vietnam, Sri Lanka, Holland, Italien und ach ja Deutschland) Nachdem dieser Teil beendet war ging es gleich zum naechsten offiziellen Teil, (bis dahin waren dann meine studentischen Freunde nach Hause gegangen) in dem Buergerzentrum, wo noch einmal Reden gehalten wurden und sogar kurz an mich das Mikrofon uebergeben wurde, damit sich der auslaendische Trommler vorstelle und sein Japanisch vorfuehre. Das mag jetzt eingebildet klingen, aber fuer meine Trommelgruppe bin ich wohl wie eine Art Maskottchen, dass auch ohne Maske lustig aussieht. Fuer mich endete der Tag damit, dass ich gut beschwippst (ab 12h Mittags wurde mein Glas ununterbrochen aufgefuellt) und einem Sonnenstich nach Hause radelte und einfach mal ins Bett fiel. Gut war das. Zum lernen, was ich an dem Tag sonst noch vorhatte kam ich natuerlich nicht...


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24 Stunden


Samstag, 23.5.2009

Yokohama, 14h Jakob geht zusammen mit Motohiro und dessen Freundin Kanae am Hafen in Yokohama spazieren. Das Wetter ist leicht drueckend, aber gut. Viele Leute haben sich fuer die Feier “150 Jahre Hafenoeffnung” versammelt. Dazu ist auch eine kleine Gruppe von japanischen Trommlern da, die ihr Koennen unter freiem Himmel zeigen.

Kitakyushu, 14h Yuko sitzt zu Hause und lernt. Sie moechte im Oktober die Pruefung zur Japanischlehrerin ablegen. Da sie aber viel beschaeftigt ist, hat sie haeufig kaum Zeit zu lernen und ist bereits im Verzug mit ihren Materialien. An diesem Sonntag ist Jakob in Tokyo und ihre Mutter arbeiten und sie hat ihre Ruhe.

Fukuoka, 14h Fritzie aka Min-Song ist in der Universitaet. Es ist Wochenende und gutes Wetter, aber er hat ein Wirtschaftsseminar belegt, dass im Block am Wochenende stattfindet. Die Inhalte sind anspruchsvoll, erstrecht da sie auf japanisch vermittelt werden und er fuehlt sich gefordert und ist hochkonzentriert.

Fukuoka, 14h Michel ist in Tenjin unterwegs. Er hat keinen Bock auf Japan, kein Bock auf sein Zimmer, eigentlich gar keine Lust auf irgendetwas und es kommt ihm fast alles was er tut sinnlos vor. Um nicht weiter darueber nachdenken zu muessen hat er sich mit Freunden aus dem Karate getroffen und ist in der Innenstadt unterwegs.

Kreta, 8h Enzio ist gerade von seinem morgendlichen Bad zurueckgekommen. Im Zeltlager sind inzwischen die meisten schon wach und treffen Vorbereitungen zum Fruehstueck. Es ist der letzte Tag in Griechenland, am Nachmittag wird es wieder in Richtung Heimat gehen und er war noch ein letztes Mal im nahe gelegenen Meer baden.

Stuttgart, 7h Angelika liegt im Bett. Sie ist bereits seit einiger Zeit wach und liegt mit halbgeoeffneten Augen da. Sie ist noch immer etwas von der Erkaeltung geschwaecht, die sie fuer die letzten Tage niederdrueckte. Sie wird noch einige Zeit so verharren, aber geht in Gedanken bereits die Dinge durch, welche sie heute zu erledigen hat.

Muenchen, 7h Taimour schliesst die Clubtuer ab und macht sich auf den Heimweg. Die Party lief gut und er konnte bis zum Morgen offen lassen. Jetzt wird er sich erstmal aufs Ohr hauen. Am Abend ist die naechste Feier, diesmal zu seinem Geburtstag, der vor zwei Tagen war. Am See mit Bootsfahrt wird die bestimmt cool. Er laechelt zufrieden.

Muenchen, 7h Antonia schlaeft. Gestern hat sie mit ihren Freundinnen bis um 1h gefeiert und es hat viel Spass gemacht. Sie muss aber auch fuer die Klausur am Montag lernen , was ihr schon am Abend auf dem Gewissen lastete und sie auch jetzt in ihre Traumwelt verfolgt. Sie kraeuselt die Nase als sie im Traum einen Gang in verzerrter Perspektive entlangeilt.

Kairo, 8h Hanna sitzt am Fruehstueckstisch und hat einige Briefe vor sich ausgebreitet. Gerade ist die Putz- und Buegelfrau hereingekommen und Hanna begruesst sie freudig und unterhaelt sich mit ihr. Interessiert hoert sie sich die Neuigkeiten an, welche die Aegypterin ihr erzaehlt, waehrend sie von ihrem Marmeladenbrot abbeist.

London, 6h George macht Liegestuetzen. Seit letzter Woche hat er wieder angefangen richtig intensiv zu tranieren. Ohne Ruecksicht auf seine Muskeln, die noch vom Muskelkater des Vortages schmerzen stemmt er sich zu den Toenen brasilianischer Heavy-Metal-Musik in die Hoehe. And sixtyfive, sixtysix, sixtyseven…

Daramsalah, 10.30h Sivadas Das oeffnet die Augen und blickt in die Runde vor sich. Vor ihm sitzen 5 seiner augenblicklichen Schueler, einige mit geschlossenen Augen. Mit ruhiger Stimme weisst er auf Ungenauigkeiten in der Haltung hin, dann beginnt er die naechste Figur auszufuehren. Die anderen Folgen ihm mit leichter Verzoegerung.

Los Angeles, 22h Ein Mann mittleren Alters, vielleicht heisst er John, baut seine Kartonkisten zu einem Windschutz zusammen. Heute hat einen der richtig guten Plaetze vor der Central Bank erwischt und wenn sie ihn nicht wieder wegjagen, wird er eine angenehme Nacht verbringen koennen. Vorsichtig glaettet er die Unebenheiten und legt sich hin.

Montag, 25.5.2009

Fukuoka, 0:48h Jakob sitzt in seinem Zimmer vor dem Computer. Morgen hat er einen langen Tag vor sich, viel Unterricht, ein Interview, eine Presaentation. Das Internetradio spielt elektronische, immer gleichklingende Toene und verstaerkt das Gefuehls des totalen Zeitvakuums. Die Zeit steht still, ausser ihm gibt es gerade kein Lebewesen, dass sich ruehrt. Erst wenn er in den Zeitfluss zurueckkehrt, werden auch die anderen sich erneut ihren Taetigkeiten zuwenden.

Im Flur erklingt eine Eisentuer die zufaellt.


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If Japan, on some subconscious level, didn’t fear the machine,
it would never have its corner in cyberpunk culture.
On the other hand, it would have nothing to fear from the machines
if they weren’t so damn good at making them.
by Mizuko Ito, Chanpon-Blog
online for 8045 Days
last updated: 5/3/13, 7:19 PM

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    by JakobAbuLouie (4/14/14, 7:09 AM)
    Times of Change
    Last weekend I visited my grandparents for the last time. After the death of my grandmother last year, the house was sold and all the art was moved into a storage room. It was very strange to see those familiar places, already almost empty. The storage room was then full...
    by nestap (5/3/13, 7:19 PM)
    Sie ist da!
    Heute am 22.2.13 um kurz vor 12h wurde Noemi geboren. Willkommen im Leben! Wir sind froh, dass du da bist.
    by nestap (2/22/13, 1:05 PM)
    Hannah Arendt sagt:
    Am 17. August 1946 in einem Brief an den Philosophen Karl Jaspers über den Holocaust: „Für diese Verbrechen gibt es keine angemessenen Strafen mehr. Göring zu hängen ist zwar notwendig, aber völlig inadäquat. Das heißt, diese Schuld, im Gegensatz zu aller kriminellen Schuld, übersteigt und zerbricht alle Rechtsordnung. Dies ist...
    by nestap (7/4/11, 12:47 PM)
    Ein Geschenk
    Heute kam ein Geschenk für Louie aus Japan. Das war größer als der Louie: Drinnen ging es dann so weiter: Polsterung... Drunter das Geschenk... In einer Plastikhülle... In einer Papiertüte... In einer Geschenktüte... In einer Plastiktüte... In einer Papierhülle... Und das ist es: Eine Decke, made in England. Soviel zu Verpackungskultur und vielleicht noch Müllreduzierung... (?!?)
    by nestap (2/21/11, 8:35 PM)

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    Da ich es nicht herausgefunden habe, wie man eine Extraseite für Links einrichtet, werden diese sich jetzt erstmal hier unten stapeln, wo sowieso niemand hinschaut. Wenn das mal jemand sieht, der sich auskennt, freu ich mich gern über einen Hinweis oder Link, wo ich nachschauen kann... Benutzt dürfen sie natürlich auch gerne...