Terrified...

 What´s going on? Where am I?

 

Viel Text ohne Fotos


In letzter Zeit schreibe ich kaum mehr ins Blog. Hab ich mir gedacht und wurde mir auch von einigen Seiten gefluestert. Stimmt. Deswegen schreib ich jetzt einfach mal auch wenn ich den Text leider nicht mit Fotos auflockern kann.

Tatsaechlich ist das Auslandsjahr bald vorbei. Die Uni ist offiziell seit Ende letzten Monats vorbei. Bleiben noch Abschlussreferat und -bericht, die Ende diesen Monats fertig sein muessen. Damit wird der einjaehrige Aufenthalt unitechnisch abgerundet. Die meisten anderen Klassenkollegen fliegen auch am Tag darauf, 1. oder 2. September in ihre jeweilige Heimat zurueck. Nicht so ich!

Aber zunaechst der Reihenfolge nach. Nachdem die Uni also vorbei war ging es zuerst auf eine Feldforschung in Minamata. Das war ein Projekt eines hierigen Ethnologieprofessors, der mir erlaubte teilzunehmen, obwohl ich nur fuer ein halbes Jahr da bin (die zweite Haelfte des Projektes beginnt jetzt...).

D.h. es waren ausser mir nur japanische Studenten, insgesamt etwa 30 die sich in ein kleines Dorf suedlich meines gegenwaertigen Aufenthaltsortes begaben. Minamata war bis in die 70er Jahre Schauort einer der extremsten Umweltverschmutzungen Japans durch eine Chemiefabrik, die grosse Menge Quecksilber ins Meerwasser entliess und so eine Schwermetallvergiftung von 10000en von Menschen verursachte. Die Katastrophe steht symbolisch fuer Japans zeitweilig ruecksichtslosen Drang auf Fortschritt. Das Chemiekraftwerk existiert auch heute noch und schliesst in einigen Sektoren 25% des Weltmarkts ein.

Jedenfalls sind wir diesmal dorthin, um uns das Alltagsleben der gegenwaertig dort lebenden anzuschauen. Der Fokus war also ausdruecklich nicht die Krankheit, die aber natuerlich in verschiedenen Bereichen zu Tage trat. In kleinen Grueppchen oder alleine wurde dann ausgeschwaermt und mit den Menschen geredet, am Abend das gesammelte Material gemeinsam diskutiert. In der zweiten Haelfte des Projektes sollen dann die Notizen aller Teilnehmer zusammengefasst werde und ein Bericht draus werden.

Das war sehr spannend, vor allem, weil ich mich auf der Rueckfahrt noch sehr ausfuehrlich mit dem Lehrer unterhielt, der mir ueber seine verschiedenen Bedenken bezueglich der gesammelten Information erzaehlte. Er hatte sich naemlich den Ort nicht ausgesucht, weil es interessant aussah und sich gut als Teststation fuer seine Studenten anbot, sondern hatte durchaus Plaene, wie es danach weitergehen sollte und enge Kontakte mit Vertretern verschiedener Seiten geknuepft. Zum ersten Mal hatte ich das Gefuehl, an einer richtigen ethnologischen Forschung teilzuhaben UND danach auch ein wenig zu verstehen, wozu das nuetzlich sein kann. Der Professor hat mich sehr beeindruckt.

Nachdem ich wieder zurueck war ging es gleich zu Yuko, die mich zum Geburtstag an einen Strand in der Naehe fuhr. Der war nur 15 Minuten weg, aber wirklich wie im Bilderbuch. Und weil es Freitag war auch nicht besonders belebt. Zu Mittag gab es den Monstereisbecher zu zweit (davon gibt es ein Foto...), nach dem uns richtig schlecht war. Der Abend wurde gemuetlich zu dritt mit Yukos Mutti verbracht. Der ihr Geschenk war ein Karton mit gutem japanischem Bier (ja, sowas gibt es).

Am naechsten Tag ging es dann nach Shikoku, quasi die Nachbarinsel von Kyushu. Dort wohnt die Tante von Yuko plus Familie, die wir besuchen gingen. Dafuer benutzten wir ein Sonderticket, mit dem man sehr sehr billig mit dem Zug fahren kann, aber dafuer nur lokale Zuege benutzen darf, weswegen wir insgesamt 14 Std. unterwegs waren. (mit dem Schnellzug sind es ca. 4 oder 5). Die Tochter der Tante, also Yukos Cousine hat vor ca. 2 Wochen ihr Baby bekommen, das wir besichtigen gingen. War wirklich noch ganz klein, aber sehr ruhig und mit wachen Augen. Am naechsten Tag ging es in die Stadt, weil dort zu dem Zeitpunkt ein grosses Strassenfest im Gange war. (jaja, das haben wir alles so geplant...). Dabei fuhren Trucks durch die Strassen, die ordentlich dekoriert waren und hinten mit riesigen Lautsprechern bestueckt und so die Strassen beschallend einherrollten. Vermutlich aehnlich der Loveparade. Dahinter folgten die zugehoerigen Tanzgruppen, die dazu passend Gruppentaenze auffuehrten. Interessant war, dass es sehr traditionelle Gruppen gab, die klassisch altjapanische Gewaender trugen und auch zu entsprechender Musik tanzten, aber eben auch solche, die beinharten Pop auflegten und dazu eine Art HipHop-Tanz vorfuehrten. Dazu gab es zum Beispiel eine Gruppe a la Carnival da Rio de Janeiro usw. Es war jedenfalls ein buntes Spektakel, welches am Anfang durch Taifoonregen bedroht schien, aber dann doch gutes Wetter hatte. Am Abend ging es in die Bar des Ehemanns der Cousine (also des vorig erwaehnten Babys Vater). Chic und lecker, vermutlich mit stolzen Preisen, aber wir wurden eingeladen.

Wiederum am naechsten Tag ging es auf eine Bustour in die Umgebung. Shikoku hat wirklich eine tolle Natur. Fuer Menschen ist es dort sehr unpraktisch zu wohnen, weil es praktisch keine geraden Flaechen gibt. Das ist zwar in Japan ueberall ein Problem, aber dort ist es extrem. Deswegen ist es auch jetzt noch spaerlich besiedelt und die Natur entsprechend ueberwaeltigend. Mit dem Touribus ging es dann also die geschlaengelten Strassen entlang, wobei der Tourguide, eine energievolle Dame in ihren 40ern, ohne Pause und fast ohne Atem zu holen das gesehene erklaerte. (wie gesagt, da war hauptsaechlich Natur, aber sie hatte trotzdem immer was zu erzaehlen...) Hoehepunkt war eine restaurierte Haengebruecke aus Lianen (heutzutage verstaerkt durch Stahlseile), ueber die man einmal drueber marschieren durfte. Wegen der vielen Leute war es nicht erlaubt, nochmal zurueck zu laufen. Auf dem Rueckweg der Tour erklaerte die Reisefuehrerin dann ploetzlich, dass sie jetzt ein Folkslied aus der Gegend vorstellen wuerde und kurz darauf legte sie voll los ins Busmikrofon. Da war ich erstmal total sprachlos-ueberwaeltigt. Sehr beeindruckender Abschluss... (absichtlich ohne weitere Bewertung...)

Zurueck ging es auch wieder 14 Std. im Zug. Und jetzt sind wir wieder bei Yuko zu Hause. Jetzt ist Geisterstunde. Vom 13. bis 15. August kehren die Geister der Ahnen zurueck, weshalb die Graeber gereinigt und mit Blumen bestueckt werden, zu Hause die Hausschreine mit Gaben bestueckt werden und in der Nacht mit ohrenbetaeubendem Laerm Feuerwerke in die Nacht geschossen werden. Den gestrigen Tag verbrachten wir bei der Grossmutter muetterlicherseits mit den entsprechenden Vorbereitungen, heute ist der Opa der Gegenseite dran. Kurzum, es ist Familienzeit.

Danach werde ich dann noch etwa 10 Tage Zeit haben, die oben erwaehnten Sachen zu Ende zu bringen, bevor es dann in den letzten Monat geht. Der ist dann wirklich nur noch fuer reisen reserviert, bevor es ins bestimmt mindestens 20 Grad kaeltere Deutschland zurueckgeht...

So long...


    



 
If Japan, on some subconscious level, didn’t fear the machine,
it would never have its corner in cyberpunk culture.
On the other hand, it would have nothing to fear from the machines
if they weren’t so damn good at making them.
by Mizuko Ito, Chanpon-Blog
online for 8060 Days
last updated: 5/3/13, 7:19 PM

Browse by Category
  • Depri
  • Deutschland
  • Ethnologie
  • Gedanken
  • Japan
  • punkiges

  • You're not logged in ... login
    User Menue


    May 2024
    SunMonTueWedThuFriSat
    1234
    567891011
    12131415161718
    19202122232425
    262728293031
    April

    recent
    The last of America
    --- Head Note: As stated below, I reactivated my blog, but I still suck at HTML and now I have to find out again / remember how to arrange Pictures etc. Sorry for the really awful looking post, however it will take me some time before I have it all...
    by JakobAbuLouie (4/14/14, 7:09 AM)
    Times of Change
    Last weekend I visited my grandparents for the last time. After the death of my grandmother last year, the house was sold and all the art was moved into a storage room. It was very strange to see those familiar places, already almost empty. The storage room was then full...
    by nestap (5/3/13, 7:19 PM)
    Sie ist da!
    Heute am 22.2.13 um kurz vor 12h wurde Noemi geboren. Willkommen im Leben! Wir sind froh, dass du da bist.
    by nestap (2/22/13, 1:05 PM)
    Hannah Arendt sagt:
    Am 17. August 1946 in einem Brief an den Philosophen Karl Jaspers über den Holocaust: „Für diese Verbrechen gibt es keine angemessenen Strafen mehr. Göring zu hängen ist zwar notwendig, aber völlig inadäquat. Das heißt, diese Schuld, im Gegensatz zu aller kriminellen Schuld, übersteigt und zerbricht alle Rechtsordnung. Dies ist...
    by nestap (7/4/11, 12:47 PM)
    Ein Geschenk
    Heute kam ein Geschenk für Louie aus Japan. Das war größer als der Louie: Drinnen ging es dann so weiter: Polsterung... Drunter das Geschenk... In einer Plastikhülle... In einer Papiertüte... In einer Geschenktüte... In einer Plastiktüte... In einer Papierhülle... Und das ist es: Eine Decke, made in England. Soviel zu Verpackungskultur und vielleicht noch Müllreduzierung... (?!?)
    by nestap (2/21/11, 8:35 PM)

    RSS Feed

    Made with Antville
    powered by
    Helma Object Publisher

    Links

    Da ich es nicht herausgefunden habe, wie man eine Extraseite für Links einrichtet, werden diese sich jetzt erstmal hier unten stapeln, wo sowieso niemand hinschaut. Wenn das mal jemand sieht, der sich auskennt, freu ich mich gern über einen Hinweis oder Link, wo ich nachschauen kann... Benutzt dürfen sie natürlich auch gerne...