Terrified...

 What´s going on? Where am I?

 

Japanische Pauken


Am letzten Samstag war es endlich soweit. Mein grosser Aufritt, dafuer hatte ich ueber drei Monate geschwitzt und geuebt: der oeffentliche Auftritt mit meiner Trommelgruppe. Hier beginnt der direkte Weg zum Starruhm, als erster blonder Trommler mit Engelsloeckchen.

Nun aber genug des Eigenlobes, bevor vollends alle Leser vertrieben sind. Tatsaechlich handelte es sich um die Eroeffnungsfeier eines Buergerzentrums und wir wurden gebeten dort zu trommeln. Angefangen hatte ich mit dem Training, nachdem ich die Gruppe im Internet gefunden hatte. Das war immer sehr locker und nachdem das Training zu Ende war ging es meistens noch in die nahegelegene Stammkneipe, wo der Wirt schon mit einer Flasche des beliebtesten Brandes wartete. Das war mir dann machmal auch zuviel, aber immer eine Gaudi. Das dies dann sogar in einem oeffentlichen Auftritt gipfelte fand ich natuerlich auch nicht schlecht, ich machte dann im Vorfeld ordentlich publicity unter meinen Mitstudenten, von denen sich immerhin ca. 10 Stueck Samstag Mittag unter brennendem Himmel dorthin bemuehten.

Das Trommelspiel selbst war schnell zu Ende und lief auch ganz gut, auch wenn mir in den letzten paar Takten der eine Schlegel davon sausste. Danach luden uns dann die dortigen Tonangebenden alle (inklusive der eigentlich ja unbeteiligten anderen Austauschstudenten, die nur gekommen waren, um mich zu sehen...) zum Mittagessen und Bier trinken ein und waren vermutlich hochzufrieden, eine solch internationale Truppe bei sich im Haus zu haben. (zugegen waren folgende Nationen: Japan, Korea, Vietnam, Sri Lanka, Holland, Italien und ach ja Deutschland) Nachdem dieser Teil beendet war ging es gleich zum naechsten offiziellen Teil, (bis dahin waren dann meine studentischen Freunde nach Hause gegangen) in dem Buergerzentrum, wo noch einmal Reden gehalten wurden und sogar kurz an mich das Mikrofon uebergeben wurde, damit sich der auslaendische Trommler vorstelle und sein Japanisch vorfuehre. Das mag jetzt eingebildet klingen, aber fuer meine Trommelgruppe bin ich wohl wie eine Art Maskottchen, dass auch ohne Maske lustig aussieht. Fuer mich endete der Tag damit, dass ich gut beschwippst (ab 12h Mittags wurde mein Glas ununterbrochen aufgefuellt) und einem Sonnenstich nach Hause radelte und einfach mal ins Bett fiel. Gut war das. Zum lernen, was ich an dem Tag sonst noch vorhatte kam ich natuerlich nicht...


link   
 

Auf die Plaetze, Fertig, Auf die Schnauze...


Am letzten Donnerstag ging die Uni wieder los. Sommersemester, zweites Semester in Japan, letztes halbes Jahr hier. Schoenes Wetter, Tatendrang, Eifer.

Davor jedoch noch nach Iki, eine kleine Insel noerdlich von Fukuoka, quasi zwischen Japan und Korea. Ein Unifreund stammt von der Insel und laedt mich einige andere japanische Freunde in sein Elternhaus ein. Ambros ist auch herzlich willkommen. Die Insel ist ein Traum, das Haus ist in Sichtweite des Meeres gelegen, der Steinstrand mit klarem Wasser nur eine Boeschung entfernt. Der Vater ist Zimmermann, sehr herzlich und tatkraeftig. Am Abend wird gegrillt und er baut aus Brettern und Leitern Baenke, Tische und was man sonst noch brauchen koennte zusammen. Am naechsten Tag wird uns noch ausfuehrlich die Insel gezeigt, die auch wunderschoene Sandstraende aufzuweisen hat (wo jedoch noch keine Menschenseele zu erblicken ist, die Japaner baden erst im Juli. Ambros und ich waren natuerlich trotzdem drin...). Ich durfte noch Delfine fuettern und streicheln und des Abends ging es mit der Faehre zurueck, waehrend hinter uns die Sonne im Meer versank. Schoen.

Haette kaum einen schoeneren Wochenendausflug geben koennen, aber schon waehrend des ersten Tages fuehlte ich mich nicht ganz fit. Als ich wieder Daheim dann doch mal Fieber mass, hatte ich bereits ueber 39C und seit dem liege ich flach. Ohne mich besonders schlecht zu fuehlen ist mein Koerper permanent mit Schwitzen beschaeftigt und so ausgelaugt, dass der Gang zur Kueche zeitweise zum Abenteuer wird. Inzwischen geht es langsam aufwaerts, aber quaelend langsam. Meine Hauskrankenschwester Ambrosia hat mir gerade noch einen Tag Bettruhe verordnet. Und mich mit den Worten ermuntert: "Du hast dann den Schwung, wenn alle anderen schon wieder keinen Bock mehr haben."

Kranksein ist schon was bloedes!


link   
 

Tokyo


Wir sind zurueck aus Tokyo. Fuer eine ganze Woche waren wir dort, haben es so sehr ausgekostet, dass wir uns am Schluss fast auf die 14-stdge. Busfahrt freuten, die uns wieder ins gute alte und vor allem geradezu gemaechlich kleine Fukuoka brachte. Die Eindruecke sind zu umfangreich und wohl auch zum Teil zu abstrakt um sie gut in Worte zu fassen, ich versuche vor allem die Fotos sprechen zu lassen.

An was denkt man also, wenn man Tokyo hoert? Je nach Person mag da unterschiedliches erscheinen, auch wenn ich vermute, dass hohe Gebaeude und draengende Menschentriaden bei den meisten dazu gehoeren. Was uns gleich zu Beginn begruesste ist diese herrliche Skulptur, die auf dem Dach der groessten japanischen Bierbrauerei angebracht ist und im Volksmund (der ja bekanntlich sehr treffend ist...) als "goldene Kackwurst" bezeichnet wird. Auch im Fuehrer war nur die vage Bezeichnung "goldenes Objekt" zu finden, weshalb wir leider nicht herausfinden konnten, was tatsaechlich dargestellt sein soll. Jedenfalls war unser Hostel ganz in der Naehe gelegen und deswegen optisch wie olfaktorisch immer gut aufzufinden...

Eine fuer mich besonders ungewoehnliche Erfahrung, wenn auch mit Japan nicht direkt im Zusammenhang stehend, war der Besuch beim K-1 Grandprix. Dies erfolgte auf Wunsch meines Kumpels aus Kindergartentagen, der hier zu Besuch ist und mit dem wir dann also zu dritt in Tokyo waren. K-1 ist quasi Kickboxen, also so wie Boxen eben, nur dass noch Beine und Knie hinzukommen. Unsere Sitzplaetze waren nah genug, dass wir das aufeinanderklatschende Fleisch hoeren konnten. Brosi, der das Geschehen sonst auch im Fernsehen verfolgt war ganz aus dem Haeuschen seine Stars auch live erleben zu koennen. Sogar ein Aegypter war mit am Start.

Zu den mehr zu Tokyo gehoerenden Erfahrungen zaehlt zum Beispiel die "Scramble"-Ampel. Auf einen Schlag wird es gruen fuer die Fussgaenger in alle Richtungen, die dann ueber die Strasse stroemen wie Ameisen (der Eindruck wird durch die vorherrschende Haarfarbe verstaerkt), worauf es einen kurzen Moment gibt, in dem die Kreuzung leer ist, bevor Fahrzeuge aus unterschiedlichen Richtungen in aehnlicher Manier durcheinanderrauschen. Zumindest in dem Zeitraum, in dem wir dort waren (insgesamt haben wir uns mindestens 4 komplette Zyklen angeschaut) gab es jedenfalls keine Unfaelle.

Zu den Menschenmassen kommt oder gehoert auch ein entsprechender Laerm- und Lichtpegel, der eine dauernde Vollauslastung der entsprechenden Sinne mit sich bringt. Shibuya heisst eines der Viertel in dem die neuste oder abgefahrendste Mode (vielleicht ist das auch das gleiche) zur Schau gestellt wird (sowohl in den Laeden, als auch von den flanierenden). Die Gesichter sind dann bei den meisten unter einer scheinbar zentimeterdicken Make-Up Schicht erstarrt und wirken manchmal so ausdruckslos, allerdings nicht so grazioes wie eine altaegyptische Sandsteinstatue.

Um jetzt noch auf die angekuendigten hohen Gebaeude zu sprechen zu kommen, die gibt es natuerlich wirklich und Glas scheint auch das beliebteste Baumaterial zu sein, so dass es einem in der hellen Fruehlingssonne aus allen Richtungen entgegenfunkelt. In Roppongi im Suedwesten steht dann zum Beispiel der "Mori-Tower", eigentlich ein Buerogebaeude mit 52 Stockwerken und einem Museum mit Aussichtsplattform im obersten Stockwerk. Eingang ist natuerlich im Erdegeschoss, weshalb man auch bei nicht Interesse an der ausgestellten Kunst nicht mal kurz zum rausschauen nach oben fahren kann. Oben angelangt ist es eigentlich zu hoch, zu unwirklich, vielleicht auch einfach zu entsetzlich, als dass man gefuehlsmaessig wirklich fassen koennte, wo man ist. Von dort wirken dann aber die ganzen lediglich 6-10 Stockwerke hohen Haeuser winzig, dazwischen einige hoehere, wie langsam wachsende Tropfsteine. Sogar der Tokyoer Fernsehturm wirkt nicht allzu beeindruckend von dort aus.

Ein etwas aelterer aber bei Touristen beliebter Ort ist der Tsukiji-Fischmarkt, wo morgends um 5h die frischen Thunfische versteigert werden. Trotz der fruehen Stunde finden sich Haufen von Touristen ein, weshalb es zwischenzeitlich sogar komplett verboten wurde zuzusehen, da sie einfach zu sehr im Weg waren. Sehr verstaendlich, denn es geht sehr zu und man staendig das Gefuehl, irgendjemandem im Weg zu stehen. Die Versteigerung ist ein fuer Aussenstehende nicht leicht zu durchschauendes Ritual, zu viel passiert gleichzeitig und die benutzte Sprache scheint (wenngleich womoeglich vom japanischen inspiriert) komplett eigenstaendig zu sein. Vor Ort verdrueckten wir dann gleich noch eine Schuessel Reis mit firschen rohem Fisch zum Fruehstueck, was zwar schon ganz lecker war, aber doch etwas heftig fuer den morgendlichen Magen.

Dann waere da noch erwaehnenswert der Yasukuni-Schrein, der es auch schon ein paar Mal bis in die europaeischen Zeitungen geschafft hat. Dort werden schon seit dem 19.Jhdt. japanische Kriegsgefallene fuer ihren Dienst am Lande verehrt. Seit jedoch nach dem 2. Weltkrieg als Kriegsverbrecher der Klasse 1 verurteilte dort eingeschreint wurden, sind besonders Besuche durch japanische Staatsoberhaeupter haeufig in internationale Dispute ausgeartet und der Schrein gilt als eine Hochburg der rechtslastigen Geschichtsauslegung in Japan. Das ist auch nicht zu uebersehen, wenn man den zum Schrein gehoerenden Andenkenladen aufsucht. Dort wird von japanischen Flaggen aus der Kriegszeit, ueber Plastikmodelle verschiedenen Kriegsgeraetes bis hin zu DVDs und Buechern, welche die "wahre" Geschichte des 2. Weltkriegs anbieten alles verkauft, was das Herz begehrt. Am beeindrucktesten war ich von den auf dem Foto zu sehenden japanischen Suessigkeiten. Ins dazugehoerende Museum sind wir nicht mehr reingegangen, aber dort wird nach dem was ich gehoert habe diese Linie deutlich weitergefuehrt. Ich bin jetzt nicht sicher, ob man dass so einfach mit deutschen Neonazis vergleichen kann, aber ein komisches Gefuehl ist es schon...

Als letztes jetzt noch ein in Gesamtjapan erfahrbares Erlebnis: das Hanami oder zu deutsch die Kirschbluetenschau. Am Wochenende standen die Kirschen in voller Bluete, dazu war das Wetter gut, was dazu gefuehrt hat, so wohl wirklich alle Japaner, die irgendwie in der Lage waren in die Parks aufgebrochen sind, um auf einer stilvollen grellblauen Plastikplane unter den weisslich-pinken Zweigen zu verweilen, dort kurz die romantische Atmosphaere zu geniessen und dann so viel Alkohol in sich hineinzuschuetten, wie nur hineinpasst. Die Menschenmengen sind tatsaechlich erdrueckend und wenn man bis in die Nacht bleibt, was wir auch einmal getan haben, dann unterscheidet es sich wirklich wenig von den Saufgelagen auf dem Oktoberfest, aber die Kirschbaeume sind gleichermassen auch wirklich schoen. Yuko und wagten uns sogar noch auf den Teich hinaus, wo saemtliche Boote, welche der Verleih herausgeben konnte unterwegs waren und sich gegenseitig um die schoensten Plaetze unter den Baeume umherschoben. Es war sogar voll genug, dass wir unsere Kamera einmal ins Nachbarboot reichen und von dort ein Foto von uns schiessen lassen konnten.


link   
 

Afrika in Japan


Lang lang ists her, dass ich meine Spuren auf dieser endlosen Leinwand hinterlies. Zwischendrin war der Server auch mal Down, aber die Ausrede reicht nicht fuer die Zeitspanne. Kurzum, vermutlich sind (ausser den Abonnierten vermutlich) keine Leser mehr uebrig, aber ich schreibe jetzt einfach mal wieder ueber ein Erlebnis, dass ich gut fand.

Und zwar waren Yuko und ich gestern in einer kleinen Ziegelbaudisco. Direkt am Bahnhof gelegen in einem alten Backsteinbau, der vermutlich irgendwannmal die erste Nagelfabrik Japans oder aehnliches beherbergte und heute wie auch in Deutschland die optimale Kulisse fuer ein Abhaengloch hergibt. Der Eintritt fuer solche "Lives" ist immer etwas happig (ca. 16E inklusive ein Getraenk), aber gestern hat sichs sehr gelohnt. Zuerst war eine swingige Band da, mit einer Saengerin die eine ueberdimensionale russische (weisse) Pelzmuetze aufhatte. Danach gab es eine kurze Fashionshow von einem exotischen "Asia"-Laden, der bei uns um die Ecke gelegen ist und dessen Besitzerin wir kennen. Die Show sah so aus, dass drei Maedels sich mit verschiedenen recht abgefahrenen Kleidern angetan auf die Buehne stellten und etwas vortanzten. Ich hatte leider nur mein Handy dabei, deswegen sind die Fotos nicht allzu gut. (Auf den Fotos wirkt es sehr finster, dass liegt auch an der Handykamera...)

Danach stellte sich die Besitzerin (die selbst auch eifrig mitgetanzt hatte) auch noch vor und bat alle mal im Laden vorbeizuschauen. Kurzum, ich fand das Spektakel sehr amuesant und auch gut, wie dort eigentlich eindeutig Werbung gemacht wurde, aber auf eine unterhaltsame Art. Zugegebenermassen gefallen mir solche Klamotten ohnehin...

Danach kam dann die Hauptattraktion (zumindest fuer Yuko und mich, danach gab es noch eine weitere Band, die wohl eigentlich der Hauptakt haette sein sollen, aber die hatten selbst schon gemerkt, dass sie nicht mehr einholen konnten...) Jedenfalls kam danach eine Trommelgruppe namens "Yamanchu" ("das Bergvolk" oder "die Bergleute") mit afrikanischen Djembes. Ich muss jetzt dazu sagen, dass Yuko und ich in der letzten Zeit von einem Afrikarummel befallen sind seit wir die Gruppe auf einem kleinen Festival gesehen haben. Sie hat seit einigen Wochen angefangen Taenze aus Mali zu lernen und ich die Djembe zu schlagen. Aus der Gruppe kennen wir inzwischen auch einige Leute und jedenfalls, um jetzt wieder aufs Thema zurueckzukommen, dass ist eine Gruppe aus ca. 15-20 Leuten. Davon sind einige wirklich gute Trommler, die den Rhythmus leiten und davor sorgen, dass der Gesamtfluss erhalten bleibt und eine ganze Menge weitere, die zwar noch nicht so gelernt sind, aber mit viel Enthusiasmus und Spass trommeln. Deswegen war der Raum, der ohnehin ja nicht sehr gross war nach kurzer Zeit von dem Puls der Trommeln erfuellt, wobei die Gaeste voll integriert waren. Die Tanzlehrerin von Yuko war auch da und mein Trommellehrer auch, die dann ein Duo vorfuehrten, also er trommelte und sie tanzte oder sprang oder wirbelte dazu. Yuko wurde dann von ihrer Lehrerin auch noch nach vorne gezogen und tanzte auch mit und es war echt super. Afrikaner war kein einziger zugegen, Auslaender ausser mir noch ein oder zwei glaube ich, aber die Energie war sehr rein und authentisch fand ich und nicht nur, weil sich die Leute aus der Gruppe mit sehr bunten Kleidern angetan hatten... Sogar einige afrikanische Gesaenge hatten sie aus Lager.

Das war mal eine andere Seite Japans, da hatte keiner Beruehrungshemmungen oder zumindest deutlich weniger als die meisten Japaner. Hab glaub ich auch gestern zum ersten Mal von einem Japaner eine Umarmung zum Abschied bekommen. Ich bin jetzt also in Japan und lerne hier afrikanische Trommel. Widerspruechlich? Weiss ich nicht, aber es fuehlt sich gut an und dem soll man ja folgen. Und um eine so freudig tanzende Yuko sehen zu koennen lohnt es sich alle mal...


link   
 

Adventszeit


Hallo zu Hause,

wie ist bei euch so die Weihnachtszeit? Wahrscheinlich weihnachtlicher als hier, auch wenn sich die Japaner alle Muehe geben, den Stromverbrauch in der Winterzeit zu verdoppeln indem sie die gesamte Stadt mit Weihnachtsbeleuchtung zudecken. Ausserhalb des Zentrums ist es dann dunkel, was besonders im Kontrast auffaellt, wobei einzelne stolze Hausbesitzer das Wettmachen, indem sie Heim in lodernde Lichterketten huellen, so dass es von weitem wirkt, als stuende das Haus in Flammen.

Was die Zeit mit der Familie betrifft, den letzten Sonntag, also Gestern habe ich mit Frau und Mutter (Kind und Kegel sind noch nicht dabei...) verbracht, wir waren erst zusammen auf einem Markt, der nordjapanische Spezialitaeten feilbot (und man konnte so viel probieren, dass wir uns das Mittagessen sparen konnten...) und haben dann eine DVD zusammen angeschaut. Kurzum war ganz ruhig und gut. Ausserdem lief die letzten Tage im Fernsehen der Eiskunstlauf Grandprix, der in Korea ausgetragen wurde. Ich wusste gar nicht das die Yuko da so drauf abfaehrt, jedenfalls musste ich natuerlich auch an Mama denken, die da auch immer ganz scharf drauf war... Habt ihrs denn auch ein bisschen gesehen? Bei den Frauen wurde ja eine Japanerin erste und bei den Maennern war ein Japaner der 2. Ganz schoen anzuschauen fand ichs am Anfand schon, aber nach drei Tagen reichts mir (und zwar nicht nur erstmal, sondern vermutlich im Notfall auch ein Leben lang), denn die machen ja doch immer nur das gleiche. Ausserdem ist mir die Musik und die Gestik zu pompoes, kurzum ich glaube ich stimme das mit Papa ueberein, auch wenn wir uns glaub ich nie ausdruecklich drueber unterhalten haben...

Ab Donnerstag sind dann erstmal Winterferien und wir werden evtl. eine kleine Reise nach Nagasaki machen. Ansonsten werden wir auch da wohl eher zu Hause bleiben, dass ist auch die einzige Zeit wo die Japaner zumindest mal weniger arbeiten und wir denn Rest der Familie vermutlich zu sehen bekommen.

In der Naehe vom Studentenwohnheim hab ich vor kurzem einen kleinen Gemueseladen entdeckt, den ein aelterer Herr alleine betreibt. Inzwischen kennt er mich auch. Der packt mir immer in eine Tuete was reinpasst worauf ich gerade Lust hab bzw. was er gerade empfielt und entscheidet dann Pi mal Daumen den Preis (ca. 4Euro im Schnitt) und legt immer noch einige Sachen als Geschenk drauf. Heute waren es ein paar uebrige Bananen und das letzte sehr exotisches eingelegtes Gemuese, an dem ich immer noch arbeite... Jedenfalls ist der sehr nett und ausser fuer Milch und ein paar andere Sachen brauch ich eigentlich gar nicht mehr in den ueberdimensional riesigen Supermarkt zu gehen...


link   
 

Tanz der Giganten


Am Freitag waren wir also beim Sumoringen. D.h. wir gingen Sumo-Ringkaempfe anschauen, nicht dass da jemand was verwechselt...

Wenn ich auch durchaus meinen Mut gerne bewiesen haette, indem ich einem dieser Urgewalten gegenuebertrete, so muss ich doch zugegeben, dass ich dieses Foto aus einem Kalender habe, der am Ort des Geschehens verkauft wurde.

Die Kaempfe fanden im sogenannten "Internationalen Austauschcenter" statt (einer aus unserer Gruppe bemerkte, dass Sumo eigentlich eher ein nationaler Sport sei...). Wir sassen auf den billigsten Plaetzen ganz hinten, einfach, festgeschraubte Plastikstuehle, wie in unseren Fussballstadien. Die uebrigen Plaetze sind jeweils in kleine Compartments unterteilt, die man mieten kann und dann dort mit mehreren Leuten (ab 3 wirds allerdings eng) sitzt und waehrend man die selbst mitgebrachten Speissen und Getraenke geniesst die schwitzenden Kolosse in der Mitte beobachtet. Sehr atmosphaerisch, moechte ich auch irgendwann mal probieren...

Direkt um den erhoehten Ring in der Mitte breiteten sich die Kissen der Ehrengaeste aus, die sich dem zusaetzlichen Nervenkitzel hingeben durften, dem Risiko ausgesetzt zu sein, ploetzlich unter 150 Kilo Sumo begraben zu werden. Dort sitzen auch die Sumos, die als naechstes am Zug sind und warten. Dabei stechen sie heraus durch ihre Masse und ihre Nacktheit.

Die Kaempfe: Die zwei betreten den leicht erhoehten Ring und rituell werden Begruessungen und Kniebeugen vollfuehrt. Dann scheint der Kampf bereits auf geistiger Ebene loszugehen, den die Kotrahenten bauen sich immer wieder voreinander auf, bringen sich in Position, um dann doch wieder aufzustehen und noch eine Runde zu drehen, waehrend sie ihren Bauchspeck schlagen und Salz streuen. Dann ploetzlich schnellen sie gleichzeitig hoch und prallen aufeinander, wobei die entstehende Energie leider nicht zum Apfelmuss machen genutzt wird. Der Gegner muss dann entweder zu Fall gebracht werden oder aus dem ca. 3m durchmessenden Ring gestossen werden. Haeufig gehen auch beide zu Boden, wobei verloren hat, wer zuerst Bodenkontakt hat. Der erste Kampf den wir sehen ist innerhalb von Sekunden vorbei, so dass man gar nicht so recht weiss, was eigentlich passiert ist. Durch einen Lautsprecher wird die Technik verkuendet, welche zum Sieg fuehrte und ein Saenger kuendigt in einem hochrituellen Ton den naechsten Kampf an (zumindest ist das, was ich vermute, was er tat...). Der naechste Kampf dagegen verlief komplett anders. Die beiden Ringer verkrallten sich ineinander, des Gegenuebers Lendenschurz fest im Griff. So standen sie geschlagene 3-4 Min. reglos im Ring, waehrend das Publikum immer aufgeregter wurde. Drei schnelle Bewegungen und auch dieser Kampf ist vorueber.

So gehen die Kaempfe dahin. Manchmal schwenken Fans Schilder mit dem Namen ihres Favoriten. Die Techniken reichen von umdruecken durch Gewichtsdifferenz, ueber Beinstellen, zu schnellem Watschen und aus dem Ring draengen. Alles begleitet vom anerkennenden Applaus. Im letzten Kampf treten zwei der im Augenblick staerksten Sumos gegeneinander ein, Hakuho, ein Mongole und ein Bulgare, wobei ersterer triumphiert. So wie der Ausgang entschieden ist steht ein Grossteil des Publikums auf und wendet sich zum gehen. Innerhalb kaum einer Viertelstunde ist die Halle fast leer. Auf dem Ring in der Mitte vollfuehrt ein Ringer mit langem Ehrenschurz ein Abschlussritual, dann ist es vorbei.

Im Eingangsbereich ist es allerdings noch sehr belebt, dort werden Andenken verkauft: Kalender (wovor ich mir einen kaufte, die Bilder sind daraus entnommen, weil ich leider sonst keine habe...), Handtuecher, Schluesselanhaenger und was man sonst noch so mit dem emblem von Sumoringern bedrucken kann. Ausserdem gibt es verschiedene Fertigessen, was mich besonders erstaunt. Wenn einem das Trinken von fettarmer Milch zu einer Figur aehnlich dem abgebildeten Model verschafft, was vermag dann die Sumosuppe aus einem zu machen!?

Am Abend versammelte sich dann ein Grossteil (tatsaechlich ueber die Haelfte) der Studenten aus meinem Kurs in meinem Zimmer und es wurde ein wenig gefeiert (was wohl auch dem letzten, etwas geistlosen Eintrag zu entnehmen war...). Auf dem Hoehepunkt versammelten sich 15 Leute in meinem Zimmer, was einer Auslastung von ca. 1Person pro qm entsprechen duerfte...


link   
 

Internet


Also jetzt, nach ca. 1,5 Monaten, hab ich auch Internet in meinem Zimmer, an meinem Laptop. Da wir jetzt zu 7. an einer Leitung saugen koennte es zwar abends etwas langsam werden, aber immerhin. Deswegen jetzt hier nochmal zwei kleine Fotos.

Zum einen ein Foto von der Gottesanbeterin (auf japanisch "Kamakiri") die letztens in der Frueh an meiner Balkontuere sass. Groesser als mein Ringfinger allemal!!!

Und dann noch nachtraeglich ein Bild der violetten Kartoffeln, von denen ich vorher erzaehlt hatte. Sie sind wirklich lila, oder!?!?


link   
 

 
If Japan, on some subconscious level, didn’t fear the machine,
it would never have its corner in cyberpunk culture.
On the other hand, it would have nothing to fear from the machines
if they weren’t so damn good at making them.
by Mizuko Ito, Chanpon-Blog
online for 8040 Days
last updated: 5/3/13, 7:19 PM

Browse by Category
  • Depri
  • Deutschland
  • Ethnologie
  • Gedanken
  • Japan
  • punkiges

  • You're not logged in ... login
    User Menue


    April 2024
    SunMonTueWedThuFriSat
    123456
    78910111213
    14151617181920
    21222324252627
    282930
    April

    recent
    The last of America
    --- Head Note: As stated below, I reactivated my blog, but I still suck at HTML and now I have to find out again / remember how to arrange Pictures etc. Sorry for the really awful looking post, however it will take me some time before I have it all...
    by JakobAbuLouie (4/14/14, 7:09 AM)
    Times of Change
    Last weekend I visited my grandparents for the last time. After the death of my grandmother last year, the house was sold and all the art was moved into a storage room. It was very strange to see those familiar places, already almost empty. The storage room was then full...
    by nestap (5/3/13, 7:19 PM)
    Sie ist da!
    Heute am 22.2.13 um kurz vor 12h wurde Noemi geboren. Willkommen im Leben! Wir sind froh, dass du da bist.
    by nestap (2/22/13, 1:05 PM)
    Hannah Arendt sagt:
    Am 17. August 1946 in einem Brief an den Philosophen Karl Jaspers über den Holocaust: „Für diese Verbrechen gibt es keine angemessenen Strafen mehr. Göring zu hängen ist zwar notwendig, aber völlig inadäquat. Das heißt, diese Schuld, im Gegensatz zu aller kriminellen Schuld, übersteigt und zerbricht alle Rechtsordnung. Dies ist...
    by nestap (7/4/11, 12:47 PM)
    Ein Geschenk
    Heute kam ein Geschenk für Louie aus Japan. Das war größer als der Louie: Drinnen ging es dann so weiter: Polsterung... Drunter das Geschenk... In einer Plastikhülle... In einer Papiertüte... In einer Geschenktüte... In einer Plastiktüte... In einer Papierhülle... Und das ist es: Eine Decke, made in England. Soviel zu Verpackungskultur und vielleicht noch Müllreduzierung... (?!?)
    by nestap (2/21/11, 8:35 PM)

    RSS Feed

    Made with Antville
    powered by
    Helma Object Publisher

    Links

    Da ich es nicht herausgefunden habe, wie man eine Extraseite für Links einrichtet, werden diese sich jetzt erstmal hier unten stapeln, wo sowieso niemand hinschaut. Wenn das mal jemand sieht, der sich auskennt, freu ich mich gern über einen Hinweis oder Link, wo ich nachschauen kann... Benutzt dürfen sie natürlich auch gerne...