Terrified...

 What´s going on? Where am I?

 

Tokyo


Wir sind zurueck aus Tokyo. Fuer eine ganze Woche waren wir dort, haben es so sehr ausgekostet, dass wir uns am Schluss fast auf die 14-stdge. Busfahrt freuten, die uns wieder ins gute alte und vor allem geradezu gemaechlich kleine Fukuoka brachte. Die Eindruecke sind zu umfangreich und wohl auch zum Teil zu abstrakt um sie gut in Worte zu fassen, ich versuche vor allem die Fotos sprechen zu lassen.

An was denkt man also, wenn man Tokyo hoert? Je nach Person mag da unterschiedliches erscheinen, auch wenn ich vermute, dass hohe Gebaeude und draengende Menschentriaden bei den meisten dazu gehoeren. Was uns gleich zu Beginn begruesste ist diese herrliche Skulptur, die auf dem Dach der groessten japanischen Bierbrauerei angebracht ist und im Volksmund (der ja bekanntlich sehr treffend ist...) als "goldene Kackwurst" bezeichnet wird. Auch im Fuehrer war nur die vage Bezeichnung "goldenes Objekt" zu finden, weshalb wir leider nicht herausfinden konnten, was tatsaechlich dargestellt sein soll. Jedenfalls war unser Hostel ganz in der Naehe gelegen und deswegen optisch wie olfaktorisch immer gut aufzufinden...

Eine fuer mich besonders ungewoehnliche Erfahrung, wenn auch mit Japan nicht direkt im Zusammenhang stehend, war der Besuch beim K-1 Grandprix. Dies erfolgte auf Wunsch meines Kumpels aus Kindergartentagen, der hier zu Besuch ist und mit dem wir dann also zu dritt in Tokyo waren. K-1 ist quasi Kickboxen, also so wie Boxen eben, nur dass noch Beine und Knie hinzukommen. Unsere Sitzplaetze waren nah genug, dass wir das aufeinanderklatschende Fleisch hoeren konnten. Brosi, der das Geschehen sonst auch im Fernsehen verfolgt war ganz aus dem Haeuschen seine Stars auch live erleben zu koennen. Sogar ein Aegypter war mit am Start.

Zu den mehr zu Tokyo gehoerenden Erfahrungen zaehlt zum Beispiel die "Scramble"-Ampel. Auf einen Schlag wird es gruen fuer die Fussgaenger in alle Richtungen, die dann ueber die Strasse stroemen wie Ameisen (der Eindruck wird durch die vorherrschende Haarfarbe verstaerkt), worauf es einen kurzen Moment gibt, in dem die Kreuzung leer ist, bevor Fahrzeuge aus unterschiedlichen Richtungen in aehnlicher Manier durcheinanderrauschen. Zumindest in dem Zeitraum, in dem wir dort waren (insgesamt haben wir uns mindestens 4 komplette Zyklen angeschaut) gab es jedenfalls keine Unfaelle.

Zu den Menschenmassen kommt oder gehoert auch ein entsprechender Laerm- und Lichtpegel, der eine dauernde Vollauslastung der entsprechenden Sinne mit sich bringt. Shibuya heisst eines der Viertel in dem die neuste oder abgefahrendste Mode (vielleicht ist das auch das gleiche) zur Schau gestellt wird (sowohl in den Laeden, als auch von den flanierenden). Die Gesichter sind dann bei den meisten unter einer scheinbar zentimeterdicken Make-Up Schicht erstarrt und wirken manchmal so ausdruckslos, allerdings nicht so grazioes wie eine altaegyptische Sandsteinstatue.

Um jetzt noch auf die angekuendigten hohen Gebaeude zu sprechen zu kommen, die gibt es natuerlich wirklich und Glas scheint auch das beliebteste Baumaterial zu sein, so dass es einem in der hellen Fruehlingssonne aus allen Richtungen entgegenfunkelt. In Roppongi im Suedwesten steht dann zum Beispiel der "Mori-Tower", eigentlich ein Buerogebaeude mit 52 Stockwerken und einem Museum mit Aussichtsplattform im obersten Stockwerk. Eingang ist natuerlich im Erdegeschoss, weshalb man auch bei nicht Interesse an der ausgestellten Kunst nicht mal kurz zum rausschauen nach oben fahren kann. Oben angelangt ist es eigentlich zu hoch, zu unwirklich, vielleicht auch einfach zu entsetzlich, als dass man gefuehlsmaessig wirklich fassen koennte, wo man ist. Von dort wirken dann aber die ganzen lediglich 6-10 Stockwerke hohen Haeuser winzig, dazwischen einige hoehere, wie langsam wachsende Tropfsteine. Sogar der Tokyoer Fernsehturm wirkt nicht allzu beeindruckend von dort aus.

Ein etwas aelterer aber bei Touristen beliebter Ort ist der Tsukiji-Fischmarkt, wo morgends um 5h die frischen Thunfische versteigert werden. Trotz der fruehen Stunde finden sich Haufen von Touristen ein, weshalb es zwischenzeitlich sogar komplett verboten wurde zuzusehen, da sie einfach zu sehr im Weg waren. Sehr verstaendlich, denn es geht sehr zu und man staendig das Gefuehl, irgendjemandem im Weg zu stehen. Die Versteigerung ist ein fuer Aussenstehende nicht leicht zu durchschauendes Ritual, zu viel passiert gleichzeitig und die benutzte Sprache scheint (wenngleich womoeglich vom japanischen inspiriert) komplett eigenstaendig zu sein. Vor Ort verdrueckten wir dann gleich noch eine Schuessel Reis mit firschen rohem Fisch zum Fruehstueck, was zwar schon ganz lecker war, aber doch etwas heftig fuer den morgendlichen Magen.

Dann waere da noch erwaehnenswert der Yasukuni-Schrein, der es auch schon ein paar Mal bis in die europaeischen Zeitungen geschafft hat. Dort werden schon seit dem 19.Jhdt. japanische Kriegsgefallene fuer ihren Dienst am Lande verehrt. Seit jedoch nach dem 2. Weltkrieg als Kriegsverbrecher der Klasse 1 verurteilte dort eingeschreint wurden, sind besonders Besuche durch japanische Staatsoberhaeupter haeufig in internationale Dispute ausgeartet und der Schrein gilt als eine Hochburg der rechtslastigen Geschichtsauslegung in Japan. Das ist auch nicht zu uebersehen, wenn man den zum Schrein gehoerenden Andenkenladen aufsucht. Dort wird von japanischen Flaggen aus der Kriegszeit, ueber Plastikmodelle verschiedenen Kriegsgeraetes bis hin zu DVDs und Buechern, welche die "wahre" Geschichte des 2. Weltkriegs anbieten alles verkauft, was das Herz begehrt. Am beeindrucktesten war ich von den auf dem Foto zu sehenden japanischen Suessigkeiten. Ins dazugehoerende Museum sind wir nicht mehr reingegangen, aber dort wird nach dem was ich gehoert habe diese Linie deutlich weitergefuehrt. Ich bin jetzt nicht sicher, ob man dass so einfach mit deutschen Neonazis vergleichen kann, aber ein komisches Gefuehl ist es schon...

Als letztes jetzt noch ein in Gesamtjapan erfahrbares Erlebnis: das Hanami oder zu deutsch die Kirschbluetenschau. Am Wochenende standen die Kirschen in voller Bluete, dazu war das Wetter gut, was dazu gefuehrt hat, so wohl wirklich alle Japaner, die irgendwie in der Lage waren in die Parks aufgebrochen sind, um auf einer stilvollen grellblauen Plastikplane unter den weisslich-pinken Zweigen zu verweilen, dort kurz die romantische Atmosphaere zu geniessen und dann so viel Alkohol in sich hineinzuschuetten, wie nur hineinpasst. Die Menschenmengen sind tatsaechlich erdrueckend und wenn man bis in die Nacht bleibt, was wir auch einmal getan haben, dann unterscheidet es sich wirklich wenig von den Saufgelagen auf dem Oktoberfest, aber die Kirschbaeume sind gleichermassen auch wirklich schoen. Yuko und wagten uns sogar noch auf den Teich hinaus, wo saemtliche Boote, welche der Verleih herausgeben konnte unterwegs waren und sich gegenseitig um die schoensten Plaetze unter den Baeume umherschoben. Es war sogar voll genug, dass wir unsere Kamera einmal ins Nachbarboot reichen und von dort ein Foto von uns schiessen lassen konnten.


    



 
If Japan, on some subconscious level, didn’t fear the machine,
it would never have its corner in cyberpunk culture.
On the other hand, it would have nothing to fear from the machines
if they weren’t so damn good at making them.
by Mizuko Ito, Chanpon-Blog
online for 8054 Days
last updated: 5/3/13, 7:19 PM

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