Terrified...

 What´s going on? Where am I?

 

Tanz der Giganten


Am Freitag waren wir also beim Sumoringen. D.h. wir gingen Sumo-Ringkaempfe anschauen, nicht dass da jemand was verwechselt...

Wenn ich auch durchaus meinen Mut gerne bewiesen haette, indem ich einem dieser Urgewalten gegenuebertrete, so muss ich doch zugegeben, dass ich dieses Foto aus einem Kalender habe, der am Ort des Geschehens verkauft wurde.

Die Kaempfe fanden im sogenannten "Internationalen Austauschcenter" statt (einer aus unserer Gruppe bemerkte, dass Sumo eigentlich eher ein nationaler Sport sei...). Wir sassen auf den billigsten Plaetzen ganz hinten, einfach, festgeschraubte Plastikstuehle, wie in unseren Fussballstadien. Die uebrigen Plaetze sind jeweils in kleine Compartments unterteilt, die man mieten kann und dann dort mit mehreren Leuten (ab 3 wirds allerdings eng) sitzt und waehrend man die selbst mitgebrachten Speissen und Getraenke geniesst die schwitzenden Kolosse in der Mitte beobachtet. Sehr atmosphaerisch, moechte ich auch irgendwann mal probieren...

Direkt um den erhoehten Ring in der Mitte breiteten sich die Kissen der Ehrengaeste aus, die sich dem zusaetzlichen Nervenkitzel hingeben durften, dem Risiko ausgesetzt zu sein, ploetzlich unter 150 Kilo Sumo begraben zu werden. Dort sitzen auch die Sumos, die als naechstes am Zug sind und warten. Dabei stechen sie heraus durch ihre Masse und ihre Nacktheit.

Die Kaempfe: Die zwei betreten den leicht erhoehten Ring und rituell werden Begruessungen und Kniebeugen vollfuehrt. Dann scheint der Kampf bereits auf geistiger Ebene loszugehen, den die Kotrahenten bauen sich immer wieder voreinander auf, bringen sich in Position, um dann doch wieder aufzustehen und noch eine Runde zu drehen, waehrend sie ihren Bauchspeck schlagen und Salz streuen. Dann ploetzlich schnellen sie gleichzeitig hoch und prallen aufeinander, wobei die entstehende Energie leider nicht zum Apfelmuss machen genutzt wird. Der Gegner muss dann entweder zu Fall gebracht werden oder aus dem ca. 3m durchmessenden Ring gestossen werden. Haeufig gehen auch beide zu Boden, wobei verloren hat, wer zuerst Bodenkontakt hat. Der erste Kampf den wir sehen ist innerhalb von Sekunden vorbei, so dass man gar nicht so recht weiss, was eigentlich passiert ist. Durch einen Lautsprecher wird die Technik verkuendet, welche zum Sieg fuehrte und ein Saenger kuendigt in einem hochrituellen Ton den naechsten Kampf an (zumindest ist das, was ich vermute, was er tat...). Der naechste Kampf dagegen verlief komplett anders. Die beiden Ringer verkrallten sich ineinander, des Gegenuebers Lendenschurz fest im Griff. So standen sie geschlagene 3-4 Min. reglos im Ring, waehrend das Publikum immer aufgeregter wurde. Drei schnelle Bewegungen und auch dieser Kampf ist vorueber.

So gehen die Kaempfe dahin. Manchmal schwenken Fans Schilder mit dem Namen ihres Favoriten. Die Techniken reichen von umdruecken durch Gewichtsdifferenz, ueber Beinstellen, zu schnellem Watschen und aus dem Ring draengen. Alles begleitet vom anerkennenden Applaus. Im letzten Kampf treten zwei der im Augenblick staerksten Sumos gegeneinander ein, Hakuho, ein Mongole und ein Bulgare, wobei ersterer triumphiert. So wie der Ausgang entschieden ist steht ein Grossteil des Publikums auf und wendet sich zum gehen. Innerhalb kaum einer Viertelstunde ist die Halle fast leer. Auf dem Ring in der Mitte vollfuehrt ein Ringer mit langem Ehrenschurz ein Abschlussritual, dann ist es vorbei.

Im Eingangsbereich ist es allerdings noch sehr belebt, dort werden Andenken verkauft: Kalender (wovor ich mir einen kaufte, die Bilder sind daraus entnommen, weil ich leider sonst keine habe...), Handtuecher, Schluesselanhaenger und was man sonst noch so mit dem emblem von Sumoringern bedrucken kann. Ausserdem gibt es verschiedene Fertigessen, was mich besonders erstaunt. Wenn einem das Trinken von fettarmer Milch zu einer Figur aehnlich dem abgebildeten Model verschafft, was vermag dann die Sumosuppe aus einem zu machen!?

Am Abend versammelte sich dann ein Grossteil (tatsaechlich ueber die Haelfte) der Studenten aus meinem Kurs in meinem Zimmer und es wurde ein wenig gefeiert (was wohl auch dem letzten, etwas geistlosen Eintrag zu entnehmen war...). Auf dem Hoehepunkt versammelten sich 15 Leute in meinem Zimmer, was einer Auslastung von ca. 1Person pro qm entsprechen duerfte...


    



 
If Japan, on some subconscious level, didn’t fear the machine,
it would never have its corner in cyberpunk culture.
On the other hand, it would have nothing to fear from the machines
if they weren’t so damn good at making them.
by Mizuko Ito, Chanpon-Blog
online for 8054 Days
last updated: 5/3/13, 7:19 PM

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