Terrified... |
Dept. of Japan, nestap, March 30, 2007 at 4:15:25 PM CEST Resumee Morgen ist mein Aufenthalt in Japan zu Ende. Deswegen zum Abschluss noch etwas ueber den Interessantesten Teil: die Menschen. In Japan herrscht eine sehr klare Trennung zwischen persoenlich und unpersoenlich. Dies wird dem Studenten zum ersten Mal klar, wenn er beginnt, die Sprache zu lernen. Hoeflichkeitssprache gibt es zwar auch im Deutschen, aber laengst nicht so ausgepraegt. Es gibt, so lernt man, drei Grundformen der Hoeflichkeit. Die einfache Sprache, die man fuer Freunde und Niederstehende benutzt. Die allgemein hoefliche, d.h. sie bezieht sich auf niemanden und kann theoretisch immer benutzt werde. Die hoechste Stufe ist die relative Hoeflichkeit, bei der man sich selbst herabsetzt und seinen Gegenueber hinauf um den Unterschied zu betonen. Klingt bereits in der Theorie kompliziert... In der Praxis werden die drei wild durcheinandergemischt. Innerhalb der Familie werden fuer die aelteren Familienmitglieder hoefliche Woerter benutzt, aber auch nur zum Teil. In Firmen finden Kurse statt, da selbst die Japaner nicht immer Ueberblick haben, welche Form genau angemessen ist. Und in letzter Instanz ist es,so wie meiner Vermutung nach bei allen Sprachen, manchmal einfach "Gefuehl". Unerklaerbar. Dazu kommt nun der Auslaender, der brav seine Vokabeln gelernt hat. Alle freuen sich, dass ich japanisch kann und bekraeftigen und loben mich. Berichtigt werde ich kaum, dass waere ja nicht besonders nett, immerhin kann ich ueberhaupt etwas. Wenn ich frage "aber wie heisst es denn nun richtig?", dann heisst es "das passt schon, du bist Auslaender!". Ein Teil der unpersoenlichen Dimension ist die geschaeftliche. Geht man in ein Geschaeft, dann ist man dort Koenig. Dies sagt ein deutsches Sprichwort, ist jedoch auch hier, vielleicht noch mehr, gueltig. Ich habe Gelegenheit, die ganzen Woerter zu hoehren, die mir bisher im Alltag nicht begegnet sind. Waehrend im Laden ist dauernd von irgendwoher "irashaimase" zu hoehren ("Willkommen"). Dafuer braucht anscheinend kein Kunde in Sichtweite zu sein. Wenn ich etwas kaufe, werde ich noch bis zum Ausgang verfolgt und mit Verbeugungen beschenkt, bis ich ausser Sichtweite bin. Bemerkenswert finde ich die obige Hoeflichkeit vor allem deswegen, weil es mir unmoeglich erscheint, diese zu durchbrechen. Durch die Insiderin an meiner Seite bin ich sozusagen gleich auf die andere Seite transportiert worden. Dort begegnet mir ein schwall von Freundlich- und Herzlichkeit. Alle sind neugierig und freuen sich, da sie sich auch halbwegs auf japanisch mit mir unterhalten koennen. In diesem Sinne bin ich manchmal ein exotisches Tier, dass vorgefuehrt wird. Ausserdem jedoch wird sofort auf das Urteil Begleiterin vertraut. Dies ist soweit nicht anders als in Deutschland. Jemand, der von einem Freund vorgestellt wurde, wird leichter willkommen geheissen. Ein Punkt, der dabei anders ist, ist dass es unueblich ist, Leute auf ein Treffen zu bringen. Ein Treffen koennten zum Beispiel Freunde aus der Unizeit sein. Diese wuerden sich dann alle gegenseitig kennen. Keiner kaeme auf die Idee jemanden mitzubringen, der nicht zu dieser Gruppe gehoert. Auch nicht den Freund/Ehemann. Ich bilde damit die Ausnahme. Was ich mich also frage ist, wie man denn Menschen kennenlernt. Es scheint zu funktionieren, wobei die Japaner gerade auch am abnehmen sind. Dies koennte daran liegen, dass die traditionelle Form der arrangierten Hochzeit ebenfalls in juengster Zeit weniger populaer ist. Dies ist jedoch nur eine Vermutung. Eine weitere Situation in der dieser Unterschied deutlich zu Tage tritt, ist das Telefon. Die Stimme kann noch so gehoben und noch so gereizt gewesen sein, wenn ins Telefon gesprochen wird, aendert sie sich radikal. Dieser Zusammenhang ist zugegebenermassen etwas irrefuehrend, da auch in Dt. die Stimme etwas gesenkt wird. Staerker noch wird sie hier bei einem formellen Gespraech jedoch fast zu einem Fluestern, dass "Hai" wird in Telefon gehaucht. Wie fuehle ich mich bei der ganzen Sache? Es ist mir unangenehm, den Uebergang direkt zu hoehren, wie beim Telefon, wenn sich der Tonfall von einer Sekunde auf die andere aendert. Dann kommt es mir so geheuchelt vor. Die Hoeflichkeit der Verkaeufer geht mir schnell auf die Nerven, wobei mir von japanischer Seite gesagt wurde, dass ich auch nicht immer darauf zu reagieren habe. Sie ist mir einfach zu viel manchmal. Zu oft wird Danke, Auf Wiedersehen etc. gesagt. Dem ist entgegenzuhalten, dass der Service tatsaechlich kaum Grenzen kennt. Der Verkaeufer wird nicht muede, jeden Sachverhalt einzeln zu erklaeren und packt mit Freuden alles aus und wieder ein. Ob er seinen Job verliert, wenn er dies nicht tut, weiss ich nicht. Die Freundlichkeit der Freunde und Verwandten ist echt, aber mit einer Dosis ueber mitempfinden gemischt. Es ist fast unmoeglich, ein Restaurant zum Abendessen zu finden, wenn ich sage "ihr duerft entscheiden". Einmal gesagt zu haben "das schmeckt mir" kann dazu fuehren, dass dies dann zur ersten Wahl wird, wenn ein Essensplatz gesucht wird. "Der Jakob mochte doch das, sollen wir hier essen?" Die ersten zwei Wochen assen wir zum Beispiel nur Sushi und Sashimi (auch roher Fisch), als sich die Nachricht verbreitete, dass ich Fisch esse. Der Teil "aber nicht nur Fisch" wurde vergessen... Es wurde sich gut um mich gekuemmert, manchmal fuer meinen (deutschen) Geschmack etwas zu viel... Ich muss erst noch heraus finden was wirklich angemessen ist und was ich annehmen kann und was ich nicht annehmen muss. Nun denn, auf zurueck. Die Fotos sind in den letzten Tagen entstanden und ich benutze sie ohne Wahl und Beschreibung. |
If Japan, on some subconscious level, didn’t fear the machine,
it would never have its corner in cyberpunk culture. On the other hand, it would have nothing to fear from the machines if they weren’t so damn good at making them. by Mizuko Ito, Chanpon-Blog online for 8296 Days last updated: 5/3/13, 7:19 PM Browse by Category You're not logged in ... login
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